- Knowhow
- 29. November 2021
Flexible Arbeitszeitmodelle
Möglichkeiten auf Vertrauensbasis
Starre Arbeitszeiten und Präsenzpflicht sind für viele Talente heute ein starkes Argument gegen ein Jobangebot. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist es für viele Arbeitnehmer:innen nahezu unvorstellbar geworden, jeden Tag von halb acht bis 17 Uhr im Büro arbeiten zu müssen. Flexible Arbeitszeitmodelle vereinen Job, Familie und Freizeit heute bedeutend besser. Welche Modelle es für die Arbeit im Büro gibt und wo Vor- und Nachteile liegen, erklären wir im folgenden Artikel.
Jahresarbeitszeit als flexibles Arbeitszeitmodell
Die Jahresarbeitszeit ist ein vergleichsweise neues Modell. Dabei gibt es keine festgelegten wöchentlichen oder monatlichen Stundensumme. Stattdessen ermitteln Sie anhand der durchschnittlichen Wochenarbeitsstundenzahl, wie viele Stunden Ihre Mitarbeitenden innerhalb eines Jahres leisten sollten. Arbeitnehmer:innen haben so die Chance, ihr Pensum individuell von Tag zu Tag auszurichten oder unterjährig in einem höheren Pensum arbeiten und dafür mehr Ferien zu beziehen. Mehr Einfluss nehmen zu können, steigert wiederum die Motivation und damit die Produktivität. Unternehmen können so besonders gut auf saisonale Schwankungen reagieren. Nachteilig kann dabei sein, dass die Jahresarbeitszeit meist eine lange Vorausplanung erfordert und Mitarbeitende oftmals überwiegend zu Stosszeiten arbeiten.
Gleitzeit und Vertrauensarbeitszeit
Ein Klassiker, zumindest für die Büroarbeit: Mitarbeitende in Gleitzeit bestimmen in einem gewissen Rahmen selbst über ihre Arbeitszeiten. Allerdings gibt es Kernarbeitszeiten – also einen Rahmen, wann die Mitarbeitenden ansprechbar sein sollten. Das ist vor allem für Meetings sowie interne und externe Termine wichtig. Dieses Modell bietet für beide Parteien in der Regel nur Vorteile: Talente geniessen die Eigenverantwortung und die freie Zeitgestaltung, Unternehmen profitieren von hoher Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
Bei der Vertrauensarbeitszeit gibt es keine vorgegebene Zeit, zu der Mitarbeitende anwesend sein müssen. Stattdessen gibt das Unternehmen konkrete Ziele und Aufgaben vor, für die es eine spezielle Deadline gibt. Dabei müssen sich alle aufeinander verlassen können. Kommunikation spielt also eine entscheidende Rolle. Damit es nicht zur Überlastung kommt, müssen Zielvorgaben unbedingt fair und realistisch formuliert sein. Ein besonderer Vorteil ist dabei, dass Talente ihre Arbeitszeiten optimal an ihren eigenen Biorhythmus anpassen können – das steigert die Zufriedenheit und die Produktivität in der Regel deutlich.
Schon länger beliebt: Arbeiten in Teilzeit
Ein ziemlich bekanntes flexibles Arbeitszeitmodell ist ausserdem die Teilzeit. Je nach Absprache lässt sich die vereinbarte Arbeitszeit auf die gesamte Woche verteilen. So liegt es an der Arbeitskraft selbst, ob sie nur vormittags, nachmittags oder nur drei Mal in der Woche ganztägig arbeiten möchte und kann.
All diese flexiblen Arbeitszeitmodelle lassen sich mit dem Angebot verknüpfen, häufig oder ab und zu von Zuhause zu arbeiten. Home Office hat sich, besonders in den vergangenen zwei Jahren, in einigen Branchen zu einem nahezu erwartbaren Standard entwickelt und zählt in vielen Unternehmen heute fest dazu.
Besonders innovative Modelle: Jobsharing und Topsharing
Teilen sich zwei oder mehrere Mitarbeitende einen Arbeitsplatz, spricht man von Jobsharing. So ist es beispielsweise möglich, dass zwei Personen jeweils die Hälfte der Stunden arbeiten, wobei sich die genaue Verteilung individuell besprechen lässt. Dieses Modell ist auch auf die Führungsebene übertragbar. Teilen sich Führungskräfte Aufgaben oder den Arbeitsplatz, verwandelt sich Jobsharing in Topsharing. Auch hier ist die Kommunikation untereinander wichtig, denn das Zweiergespann braucht ständige und klare Absprachen. Auch wenn initial die Koordination etwas aufwändig ist: Mit Job- und Topsharing lässt sich dem Fachkräftemangel effektiv entgegenwirken, weitere Vorteile liegen darin, dass das Knowhow auf mehreren Personen verteilt ist und auch je nach persönlichen Schwerpunkten die Arbeit optimal aufgeteilt werden kann.
Flexible Arbeitszeitmodelle: Schluss mit „8 to 5“?
Was deutlich wird: Es gibt viele Möglichkeiten, Mitarbeitenden mehr Freiräume zu schenken und gleichzeitig die Motivation erhöhen. Eine wichtige Basis dafür ist das gegenseitige Vertrauen. Jedoch profitieren selbstverständlich nicht nur Arbeitnehmer:innen von flexiblen Arbeitszeitmodellen. Für Unternehmen besteht beispielsweise die Möglichkeit, auf saisonale oder konjunkturelle Schwankungen einzugehen. Zudem sorgt Flexibilität für mehr Diversität, eine bessere Retention und ist ein attraktives Angebot für Top-Talente – gerade in Zeiten von Fachkräftemangel sind das sehr gute Argumente!