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Rage Applying

Ausdruck von Wut und Frust

Rage Applying gilt als eines der neusten Phänomene in der Personalbeschaffung. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, welche Gründe Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen für ein solches Verhalten haben und wie Recruiter:innen mit einer solchen Situation am besten umgehen, liest du hier.

 

Rage Applying: wenn Bewerbungen zur Ventilfunktion werden

Rage Applying bezeichnet das Phänomen, wenn Talente sich aus Frust, Unzufriedenheit oder Wut in ihrem alten Job relativ impulsiv woanders bewerben. Dabei geht es nicht um eine oder einzelne Bewerbungen, sondern um das wilde Bewerben bei vielen verschiedenen Arbeitgebenden gleichzeitig. Die Bewerbung dient als Ausdruck von Unzufriedenheit oder gar als "Bestrafung" für vorherige Absagen. Nicht zuletzt kann es aber auch darum gehen, den Job so schnell wie möglich hinter sich zu lassen und sich besseren Rahmenbedingungen oder Aufgaben zu widmen. Die Gründe für Rage Applying können vielfältig sein: von enttäuschenden Bewerbungsprozessen, einer abgelehnten Gehaltserhöhung oder einer gewünschten Beförderung, die verweigert wird. Echtes Interesse an der Position, auf die sich die Talente in dieser Situation bewerben, liegt dabei selten bis gar nicht vor.

 

Rage Applying birgt klare Gefahren für Unternehmen

Das macht die Gefahren von Rage Applying evident. Unternehmen stehen vor einem ineffizienten Auswahlprozess, da die eingegangenen Bewerbungen nicht auf echtem, authentischem Interesse basieren. Im schlimmsten Fall investieren Recruiter viel Zeit und Ressourcen in Bewerber und Bewerberinnen, die schlussendlich die Position nicht besetzen oder nur kurzzeitig im Unternehmen bleiben werden. Besonders oft neigen übrigens Arbeitnehmende jüngerer Generationen dazu, sich aus Wut zu bewerben.

 

Ebenfalls problematisch: Quiet Firing und Quiet Quitting – Exkurs

Nicht nur Rage Applying, auch Quiet Firing und Quiet Quitting gewinnen in der Recruiting-Welt zunehmend an Bedeutung. Was ist Quiet Quitting? Der neuartige Begriff ist gleichzusetzen mit einer stillen Kündigung. Es geht dabei vor allem darum, „Dienst nach Vorschrift“ abzuleisten – also das Notwendigste zu erledigen und darüber hinaus kein zusätzliches Engagement zu zeigen – und nicht direkt um eine Kündigung. In einer solchen Situation können gewisse Anreize für eine bessere Arbeitsleistung helfen und Mitarbeitende motivieren.

 

Quiet Firing hingegen beschreibt, wie Unternehmen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen subtil aus dem Betrieb drängen. Es geht dabei meist darum, Betroffene die Freude an der Arbeit so schlecht zu machen, dass diese von selbst kündigen – ehrliche, aufklärende Gespräche finden dabei zu keiner Zeit statt. Diese Methodik hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Mitarbeiter:innen, sondern auch auf das allgemeine Betriebsklima und die Arbeitgeberattraktivität.

 

Doch wie Rage Applying entgegenwirken?

Wer sich als Recruiter oder Führungskraft aufmerksam, transparent, ermutigend und verständnisvoll zeigt, wirkt Rage Applying (und Qiet Quitting) entgegen. Besonders wichtig ist es, verstärkt auf die Bedürfnisse der jungen Talente einzugehen – und beispielsweise Fragen nach mehr Gehalt oder einer Entwicklungschance nicht empathielos für nichtig zu erklären. Klare Entwicklungsperspektiven, regelmässige Feedbackgespräche und eine offene Unternehmenskultur tragen darüber hinaus dazu bei, Wut, Frust und Unzufriedenheit vorzubeugen und es gar nicht erst zum Rage Applying kommen zu lassen.

 

Checkliste: So erkennst du Anzeichen für Rage Applying frühzeitig

  • Häufen sich plötzliche Beschwerden oder Kritik an der aktuellen Arbeitsumgebung?
  • Zeigen Mitarbeitende eine unerwartet hohe Aktivität auf Plattformen wie LinkedIn (z. B. durch Aktualisierung des Profils oder verstärkte Netzwerkaktivität)?
  • Werden Frustrationen häufiger und offener geäussert, ohne dass Lösungsvorschläge von Mitarbeitenden kommen?
  • Sinkt das Engagement oder die Produktivität bei ansonsten motivierten Mitarbeitenden?

Wenn du solche Anzeichen erkennst, ist es Zeit für ein klärendes Gespräch, um die Ursache der Unzufriedenheit zu ergründen und proaktiv gegenzusteuern. 

Um Rage Applying zu verhindern, ist es entscheidend, erste Warnsignale zu erkennen und gleichzeitig eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Frust und Unzufriedenheit gar nicht erst aufkommen lässt. Wie dir das gelingt? Durch proaktives Handeln! 

 

Proaktives Handen: Strategien für eine starke Mitarbeiterbindung

  • Feedbackkultur etablieren: Regelmässige Gespräche, in denen Anliegen ernst genommen werden, verhindern, dass Frust lange gärt.
  • Transparenz schaffen: Kommuniziere klar, welche Entwicklungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen es gibt.
  • Flexibilität bieten: Ob flexible Arbeitszeiten, Homeoffice oder Weiterbildungsmöglichkeiten – passe dich den individuellen Bedürfnissen an.
  • Employer Branding stärken: Mach die positiven Aspekte deiner Unternehmenskultur sichtbar, um Talente zu binden und zu motivieren. Weitere Tipps, wie du die Loyalität deiner Mitarbeitenden stärken kannst, gibt es hier.

Durch diese Massnahmen kannst du Rage Applying vorbeugen und gleichzeitig die Loyalität deiner Mitarbeitenden stärken.

 

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